Diversität und Inklusion finden zunehmend Raum, sowohl politisch als auch institutionell. Die Vielfalt der Menschen in unserer Gesellschaft, sowie die Herausforderungen, die besondere Lebenssituationen mit sich bringen, spiegeln sich auch in den Lebenswelten der Teilnehmer*innen in den Freiwilligendiensten wider.
Die Geschäftsstelle der Evangelischen Freiwilligendienste sowie die Leitungskonferenz der evangelischen Trägergruppe haben die ganzheitlich-inklusive Ausgestaltung des Freiwilligendienstes reflektiert. Leitsatz war dabei: „Diversität muss nicht hergestellt werden, sie ist in allen Teilen unserer Gesellschaft bereits vorhanden und muss gestaltet werden“.
Diesem Leitsatz folgend, wurde bei der Geschäftsstelle ein dreijähriges Projekt „Interkulturelle Öffnung und diversitätsbewusste Gestaltung von Freiwilligendiensten der Evangelischen Trägergruppe“, gefördert durch die Lotterie GlücksSpirale initiiert. Folgende grundsätzliche Fragen wurden als Orientierung gestellt: Werden wir mit den bestehenden Systemen allen Menschen gerecht, die sich in einem Freiwilligendienst engagieren wollen? Wer sind eigentlich “alle“? "Welche institutionelle Strukturen und individuelle Gegebenheiten erschweren, dass Diversität gelebt werden kann?" Umgekehrt: Wo ist Diversität bereits heute ein Mehrwert für uns? Welche bestehenden Ressourcen können wir bereits jetzt nutzen, um der Diversität in Freiwilligendiensten gerecht zu werden und inklusiv zu arbeiten? In einem Teilbereich des Projektes ist ausgehend von diesen Fragen diese Toolbox mit 200 Karten entstanden, die allen Trägern der Evangelischen Freiwilligendienste und darüber hinaus die Möglichkeit bietet, mit einem fragenden Ansatz ihr Angebot diversitätsbewusster zu gestalten.
Die Toolbox will ermutigen, Gewohntes in Frage zu stellen und neue Sicht- und Herangehensweisen auszuprobieren. Sie richtet sich an die Träger von Freiwilligendiensten in ihrer Vielfalt, sowie an die Mitarbeiter*innen mit dem Ziel, diese zu unterstützen, Freiwilligendienste offener zu gestalten. Dabei steht die Sensibilisierung auf das Thema Diversität im Kontakt mit den Freiwilligen sowie in institutionellen Prozessen im Fokus. Des Weiteren ist sie geeignet, auch in den Einsatzstellen die diversitätsbewusste Gestaltung von Freiwilligendiensten zu unterstützen.
Die Toolbox ist damit auch ein Beitrag zur Stärkung der Eigenverantwortung der Träger der Freiwilligendienste; statt Zielmarkierungen und abzuarbeitende Checklisten vorzustellen, möchten wir Trägerstrukturen als ‚lernende Systeme‘ verstehen, die ihren je eigenen Weg zu Diversität und Inklusion suchen. Dieser Weg kann mit Umwegen und Abweichungen verbunden sein; Entscheidungen an Weggabelungen müssen gemeinsam ausgehandelt und Ziele miteinander in den Blick genommen werden; immer wieder werden durch die Fragen der Toolbox Spannungsfelder und Dilemmata auftauchen: was ist wünschenswert, was ist jetzt möglich und machbar? Wie wägen wir wichtige Werte wie Offenheit und Regelhaftigkeit im Kontext von Diversität ab? Wo verzichten wir auf unsere Komfortzone und wo ist der Schutz unseres bisherigen Tuns wichtig, um gut arbeiten zu können? Wo ist Diversität ein Mehrwert, wo überfordert sie uns auch?
Um fragend voranschreiten zu können und diese neuen Wege zu finden, ist der Ansatz dieser Toolbox getragen von einer Grundhaltung der Wertschätzung und des Vertrauens. Er ermutigt, auch mit der Vielfalt der Menschen, die innerhalb der bestehenden Trägerstrukturen arbeiten, behutsam und ressourcenorientiert umzugehen und die Vielfalt der Meinungen und Perspektiven zu respektieren. Diversitätsbewusste Freiwilligendienste entstehen auch durch Beziehungsarbeit und persönliche Begegnungen – in der Arbeit mit den Fragen ist dies ein zentraler Ansatzpunkt. So können Motivation und Mut entstehen, Neues zu gestalten und durch Freiwilligendienste jungen Menschen das Potenzial einer lebendigen Vielfalt unserer Gesellschaft als Beitrag zur Demokratie zu vermitteln.